Seit meinem Besuch auf einem Symposium in Frankfurt im April 2018 bin ich Mitglied in unserer außergewöhnlichen Zahntechnikergruppe Damaged Goods. Seit Oktober 2018 bin ich Member der DTG. Diese Gemeinschaft talentierter Fachleute zeichnet sich nicht nur durch eine gemeinsame Leidenschaft für Zahntechnik aus, sondern auch durch den intensiven Austausch wertvollen Wissens. Die inspirierende Atmosphäre des Symposiums weckte mein Interesse, und der fortwährende Dialog mit meinen Kollegen motivierte mich dazu, mein eigenes Wissen aktiv weiterzugeben. Es ist mehr als eine Gruppe – es ist eine Plattform des gemeinsamen Lernens und Wachsens.
Was ist Damaged Goods ...
Mein geschätzter Kollege und Freund Hans-Joachim Burkhardt hat tiefgründig über die Bedeutung und Funktionsweise der Gruppe "Damaged Goods" gesprochen. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, wie er dieses einzigartige Konzept beschreibt und welchen Einfluss es auf unsere Zusammenarbeit hat.
​
Zitat :
Ich werde oft gefragt, 'Was ist Damaged Goods ?'.
Einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Rein pragmatisch gesehen ist Damaged Goods eine Vereinigung von derzeit über 8500 Mitgliedern aus dem dentalen Umfeld, die über den gesamten Globus, auf allen Kontinenten, an nahezu jedem Flecken dieser Welt, über Facebook miteinander kommuniziert.
Jeder kann Mitglied werden, ungeachtet seiner Herkunft, egal ob Zahntechniker oder Zahnarzt, Zahnarzthelferin, Laborinhaber, Lehrling, Firmen-Boss oder Klinik-Chef an der Universität, alle sind willkommen. Kommerz, Politik, Religion, Hautfarbe und Geschlecht spielen keine Rolle.
Wichtig ist die Bereitschaft, diesen einfachen Regeln zu folgen und seinen individuellen Beitrag zu diesem Projekt zu leisten um unsere wunderbare Branche zu unterstützen. Fairness und Loyalität sind unabdingbar.
Ins Leben gerufen wurde diese Bewegung von unserem amerikanische Kollegen Von Grow aus Provo in Utah, ein sozial sehr engagierter Mann, der sich vor einige Jahren mit einigen Kollegen aus den USA, England und anderen Nationen, diesen Weg der Kommunikation für sich entdeckt hatte. Von Grow betrieb neben seinem Labor noch eine Fertigung von T-Shirts mit dem Totenkopf im Logo, Damaged Goods Clothing. Dieses eingetragene Markenzeichen hat er der Facebook Gruppe als provokantes Symbol zur Verfügung gestellt.
Warum 'Damaged', also 'Beschädigt'?
Nun, nichts dessen was wir fertigen ist besser als es die Natur vorgesehen hat. Jeder unserer Handgriffe ist ein Eingriff in ein organisches System, selbst wenn wir für einen Patienten ein Optimum erreichen, ist es immer noch nicht so, wie es von der Natur eigentlich gedacht war, also ein wenig 'Damaged', ein Kompromiss, wenn gleich auf mittlerweile sehr hohem Niveau.
Dieses Niveau zu stärken und zu festigen ist ein Ziel der Gemeinschaft, trotz der Digitalisierung steht Handarbeit dabei ganz oben. Für die aktiven unter den Mitgliedern ist es nicht wichtig ihre eigene Leistung darzustellen, vielmehr den anderen Mitgliedern mit Tipps und Tricks zu zeigen, wie die Leistung erbracht wurde. Nichts wird verheimlicht, jeder profitiert vom anderen. Damaged Goods ist somit inzwischen auch eine Bildungseinrichtung geworden die ihresgleichen sucht. Rund 8500 Mitglieder mit durchschnittlich nur 10 Berufsjahren, das sind mindestens 85.000 Jahre geballte Erfahrung!
Soziales Netzwerk nennt sich das Ganze. Sozial bedeutet auch für andere da zu sein, wenn es mal klemmt. Solidarität untereinander ist in der realen Welt rar geworden, bei Damaged Goods gibt es sie tatsächlich. Beispiele dafür sind reichlich: Hochwasser - Labor kaputt, Feuer - alles verloren, zu viel oder zu wenig Arbeit, Mitarbeiter oder neuer Job gesucht, es gibt vieles, was wir gemeinsam sehr gut meistern können. Jeder von uns hat den Keller voller Dinge, die er nicht mehr braucht, von anderen jedoch werden sie dankbar angenommen. Helfen statt Schadensfreude!
Bei uns in Deutschland hat Facebook ein 'Gschmäckle', wie wir Schwaben sagen, einen etwas merkwürdigen Beigeschmack. Ob zu Unrecht oder nicht, soll hier nicht bewertet werden. Es gibt Schätzungen, dass nur etwa 10% all derer die in der Branche arbeiten, sich beruflich mit Facebook auseinandersetzen und dieses Mittel sinnvoll nutzen, in Südamerika sind es 90%.
Schade, denn sie wissen nicht, welche Möglichkeiten sie verpassen. Facebook ist ein Mittel zur interaktiven Fortbildung und Kommunikation mit Kollegen, die man auf andere Weise nie getroffen hätte. Den Müll kann man sich vom Halse schaffen und das Positive nutzen.
Die Dentalindustrie und die Fachpresse spielen bei Damaged Goods eine untergeordnete Rolle, wenngleich viele inzwischen erkannt haben, dass diese Bewegung zumindest bemerkenswert ist.
Kommerz ist wie bereits gesagt unerwünscht. Gute Produkte sprechen sich rasend schnell herum, oft ist es schon passiert, dass die Verbreitung deutlich schneller war als die Lieferfähigkeit, bedingt auch durch Zoll und Zulassung. Vertreter der Industrie sind bei Damaged Goods willkommen, wer sich jedoch nicht an die Regeln hält hat Pech gehabt, Spam wird nicht geduldet.
Es gibt in der Damaged Goods einen inneren Kreis, diese nennt sich Dental Technician Guild (DTG). Darin sind derzeit 148 Mitglieder, ebenfalls weltweit verteilt. Die DTG ist wie eine große Familie. Jeder trägt dazu bei, dass das 'Familienleben' funktioniert, Toleranz und Rücksicht sind zwingende Voraussetzungen. Die Grundsätze der Damaged Goods gelten hier genauso, allerdings kann man hier nicht ohne weiteres beitreten. Die Aufnahme aus den Reihen der Damaged Goods in die DTG erfolgt nach Vorschlag einer Person durch ein Mitglied und einige Zeit der Beobachtung. Es gibt keine feste Struktur, keine Verwaltung im üblichen Sinne.
Die Vorteile einer geschlossenen Gruppe liegen auf der Hand: Informationen werden unmittelbar dem gesamten Kreis zur Verfügung gestellt, sobald irgendwer etwas neues erfährt, Probleme werden offen angesprochen, gleichgültig ob beruflicher oder persönlicher Natur und man hilft sich gegenseitig mit allen im Sinne einer sozialen Gemeinschaft zur Verfügung stehenden
Mitteln.
Wer möchte kann sein Wissen im DTG-Magazine veröffentlichen. Diese Fachzeitschrift kann von jedem abonniert, digital und in Papierform. Sie enthält Lebenserfahrungen, Fallbeispiele und technische Ratschläge.
Virtuelle Begegnungen sind eine Sache, persönliche Beziehungen sind etwas ganz anderes. Aus diesem Grunde wird seitens der DTG versucht, so oft als möglich Treffen zu veranstalten. Ideal eignet sich in Europa dazu die IDS, zu der 2015 von damals 150 Mitgliedern 70 gekommen waren, 2017 und 2019 waren es deutlich mehr und wir hatten einen eigenen Stand, gesponsort aus der Dentalindustrie.
Im kommenden September gibt es einen Kongress in Chicago In den USA. Selbstverständlich sind auch Gäste, die nicht Mitglieder sind, herzlich willkommen.
Was klingt wie ein Märchen ist dennoch Realität, Damaged Goods und die DTG funktionieren. Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können kommunizieren, Amerikaner mit Russen, Russen mit Ukrainern, Palästinenser mit Juden, Juden mit Deutschen, von Tahiti bis Trondheim, von Moskau bis Lima. Das wichtigste Thema sind Zähne. Natürlich gibt es auch Konflikte und Austritte, aus welchem Grund auch immer. Und es gibt verständlicherweise auch Gerede.
Jedes Mitglied der DTG kann bestätigen, welchen positiven Einfluss die DTG auf jeden einzelnen genommen hat, das Leben eines jeden ein Stück weit verändert hat. Verlorenes Vertrauen in sich selbst und in andere aufgebaut, den Zusammenhalt gefestigt und die Freude am Beruf gestärkt hat. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwo auf der Welt etwas interessantes passiert, es positive Nachrichten gibt. Die Geschichten dahinter könnten Bücher füllen. Deshalb zeige ich mein Damaged Goods Logo mit Stolz, privat und in der Öffentlichkeit.
Hajo Burkhardt